Neue Medien in der beruflichen Gesundheitsbildung!

Berufliche Weiterbildung muss  heutzutage mehr vermitteln als reine Fachkenntnisse. Deshalb wird berufliche Kompetenz  mittlerweile gleichgesetzt mit Handlungskompetenz, einer Kompetenz von Fach-, Methoden- und sozialer Kompetenz. Diese lässt sich vornehmlich am Arbeitsplatz erwerben und durch langjährige berufliche Qualifizierung. Damit verändern sich auch die Anforderungen an eine zeitgemäße berufliche Weiterbildung. Schnelle Anpassungsfähigkeit und Flexibilität der Inhalte sind notwendig.  Ein guter Indikator für die Innovationsfähigkeit der beruflichen Weiterbildung ist die Einbindung neuer Medien in das Methodenarsenal der Weiterbildungsinstitute. Sie können die traditionellen Angebotsformen (Kurse, Blockseminare usw.) ergänzen. Mit den neuen Informationstechniken und den Möglichkeiten von Multimedia wird das Lernen potenziell flexibel im Hinblick auf Zeit und Raum, was auch die Weiterbildungsmärkte mittelfristig umstrukturieren wird (Faulstich  2005, S. 655). Der Einsatz von Neuen Medien in der Weiterbildung wird zunehmend nicht nur als Hilfsmittel in institutionell gestützten Lehr- und Lernprozessen  eingesetzt, sondern zielgerichtet auch bei selbst organisierten Lernaktivitäten genutzt. Dadurch entstehen zunehmend Mischformen von Präsenz- und Medienlernen, das heisst, computerunterstützte Lernphasen (z.B. am Arbeitsplatz oder zu Hause) wechseln sich mit personalen Lernarrangements ab.

Wie die folgende Abbildung 1  verdeutlicht, sind beim Einsatz von E-learning zur Aus- und Weiterbildung jedoch deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Branchen zu erkennen:

Abb. 1: Ausgewählte Ergebnisse der Markstudie E-Learning (von Köllinger, Philip; Ross, Alexander)

Für Finanzdienstleistungsunternehmen war es, bedingt durch die ausgeprägte dezentrale Filialstruktur und die hohe Durchdringung der Arbeitsplätze mit PC´s naheliegend, Seminarkosten, ebenso wie Kosten, die durch die Abwesenheit vom Arbeitsplatz entstehen, einzusparen und den Mitarbeitern Schulungen zu neuen Produkten per CD-basierten Computer-Based-Training (CBT) zukommen zu lassen. Auch für Unternehmen der EDV-, Kommmunikations- und Medienbranche liegt es nahe, schon früh auf elektronische Lehr- und Lernformen zu setzen (Dittler & Jechle 2011, S. 421).

Ganz anders stellt sich die Situation für die Bereiche des Einzelhandels und des Sozial- und Gesundheitswesens dar. Diese Branchen fallen in der E-learning Nutzung deutlich zurück. Lediglich 5,8 % der Beschäftigten im Gesundheits-wesen arbeiten in Unternehmen in denen bereits E-learning angeboten wird.  Hier zeigt sich eine deutliche Kluft, bzw. „digitale Spaltung“  zwischen den E-learning Vorreitern und den Nachzüglern. Angesichts der technischen Ent-wicklung, der immensen Ansammlung von Informationen und die globale Entgrenzung der Kommunikation wird deshalb die Mediendiskussion immer mehr eine zentrale Herausforderung für die Weiterbildung, die neue Formen der Aneignung und Strategien der Vermittlung erfordern.

 

Literatur:

Dittler, Ullrich; Jechle, Thomas (2011): E-learning in der Aus- und Weiterbildung. In: Klimsa, Paul; Issing, J.Ludwig (Hrsg.): Online-Lernen. Handbuch für Wissenschaft und Praxis. München: Oldenbourg, S. 419-426.

Faulstich, Peter (2005): Weiterbildung. In: Cortina, Kai; Baumer, Jürgen; Leschinsky, Achim; Mayer, Karl Ulrich; Trommer, Luitgard (Hrsg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

 

 

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Datum: Sonntag, 19. Juni 2011 15:24
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2 Kommentare

  1. 1

    Hallo Doris,
    da ich bei einem Bildungsträger arbeite, der sowohl im Einzelhandel als auch im Sozial- und Gesundheitswesen Fortbildungen anbietet, kann ich die Ergebnisse der Studie nur bestätigen.
    Gerade der Einzelhandel und das Gesundheitswesen sind von ihrer Arbeitsstruktur Bereiche, in denen die Nutzung von PCs erst relativ spät Einzug gehalten hat. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in den Kursen klagen, darüber, dass sie sich jetzt noch (zusätzlich) mit EDV auseinandersetzen sollen. In Kooperation mit der Universität Münster haben wir jetz ein E-Learning Fortbildung für den medizinischen Bereich geplant.

  2. 2

    Hallo Olaf,

    das ist ja schon mal ein guter Anfang sich planerisch damit auseinanderzusetzen und umszusetzen E-learning Fortbildungsmöglich-keiten für die Teilnehmer im Gesundheitsbereich zu schaffen.
    Woran es genau liegt,dass es so wenig Medienaffinität in diesem Bereich gibt kann ich nicht genau sagen. Liegt es daran, dass von „Top“ diese Mentalität nicht gelebt (oder verstanden) wird, oder die bekannte Aussage, dass die Mitarbeiter im Gesundheitssektor einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind??? Was ich damit sicherlich nicht schmälern möchte, weil mir dieser Bereich allzu sehr vertraut ist. Allerdings wird übersehen, dass sich der Zeitgeist auch immer mehr in eine mediale/digitale Richtung hin bewegt, und man den Anschluss daran nicht verlieren darf.
    Viel Erfolg bei den Fortbildungen!

    Doris

    Übrigens, ich komme nicht auf deine Blog: http://beruf-und-lernen.de/blog/ .
    Es heisst immer deine Seite kann nicht angezeigt werden?!

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